#55 Luang Prabang, die schönste Stadt Südostasiens?

Die Suche nach einer Unterkunft in Luang Prabang wird zu einer größeren Herausforderung als erwartet. Die Stadt gilt als die schönste Laos, entsprechend touristisch erschlossen ist sie. Dies spiegelt sich leider auch in den Preisen der Unterkünfte wider. Haben wir in Pak Beng noch 8 Euro für eine Nacht gezahlt, werden uns hier Zimmer gezeigt die kaum mehr Komfort oder Sauberkeit bieten, dafür aber 30 Euro kosten. Wirklich einsehen wollen wir das nicht, aber nach sechs gezeigten Zimmern geben wir uns zumindest für die erste Nacht geschlagen. Irgendwo müssen wir ja schlafen. Wir kriegen einen Sonderpreis, 30 Dollar die Nacht für ein Zimmer mit dem Prädikat „in Ordnung“. Originalpreis sind 50 Dollar. Unfassbar. Wir buchen erstmal eine Nacht, stellen unser Gepäck ab und versorgen unsere knurrenden Mägen.

Der Frust der Zimmersuche ist schnell vergessen, denn Luang Prabang gefällt uns schon nachdem wir durch die ersten Gassen gelaufen sind. Die Stadt liegt in einem Tal, in dem der Nam Khan in den Mekong fließt, umrandet von leuchtend grünen Bergen. Die Architektur der Stadt ist geprägt von französischen Kolonialhäusern und Tempel aus der Zeit des Lan Xan Königreiches. Dem Mekong entlang spanzieren wir in Richtung Nachtmarkt, der wie könnte, es anderes sein, in jedem Reiseführer als Highlight aufgeführt ist.

Tatsächlich unterscheidet er sich von den bisher Gesehenen. Essenstände sind allesamt in eine schmale Gasse gelegen, auf den Tischen stehen Platten gefüllt mit Gemüse, Fleisch, Nudeln, Reis und für uns Undefinierbarem, unzählige Leute stehen Schlange, wir haben ein riesiges, asiatisches All-you-can-eat gefunden. Bezahlt wird per Teller. Es sieht unfassbar lecker aus, leider ist es auch unfassbar voll. Die Gasse ist überdacht, der Essensgeruch und Wärme können nirgendwohin. Vielleicht essen wir hier ein anderes Mal.  

In jeder Unterkunft, die wir auf unserer Essensuche passieren, fragen wir nach einem Zimmer. Jedes Mal lassen wir es uns zeigen, jedes Mal kommen wir zum gleichen Urteil: das Preis-Leistungsverhältnis ist nicht gerechtfertigt. Nie sieht das Bett ordentlich, das Zimmer sauber aus und immer riecht es merkwürdig. Aber wir teilen dieses Leid. Auf einer der Hauptstraßen treffen wir Danja und Tullio wieder, beide sind unzufrieden mit ihrem Hostel, auch sie wollen umziehen. Wir klagen beim gemeinsamen Abendessen unser Leid.

Auf dem Rückweg zu unserem Hotel haben wir noch Zeit für einen kleinen Umweg und unsere Zimmersuche fortsetzem. Schnell wird klar, dass wir uns von unserem sonstigen Zimmerbudget verabschieden können, das neue Ziel lautet: einfach nur ein sauberes Zimmer für einen möglichst geringen Betrag. Unsere Hartnäckigkeit wird jedoch belohnt. Wir finden endlich ein Hotel, in dem wir die Zimmertür öffnen und es frisch gewischt riecht, die Schränke kleben nicht, kein Schwarm Moskitos überfällt uns, die Bettwäsche ist tatsächlich noch weiß und auch die Dusche kann man ohne Ekel betreten. Der Preis ist ähnlich. Für 28 Euro wechseln wir definitiv. Wir reservieren direkt für zwei Nächte und dürfen direkt am nächsten Morgen einchecken. Mittlerweile werden in unserer Bootstour-WhatsApp-Gruppe ebenfalls Unterkunftserfahrungen ausgetauscht. Fast alle versuchen zu tauschen. Ditte zieht zu Nathan, Pedro und Tamara, gleichzeitig werden Danja sowie Tullio am nächsten Morgen das letzte Zimmer in unserem Hotel beziehen und auch Roman und Anette sind zumindest grundlegend interessiert. Mit unserem Umzug am nächsten Morgen, folgt endlich die ersehnte Entspannung, denn wenngleich die Mekongfahrt super schön war, war diese auch ein wenig anstrengend.

So entscheiden wir uns gegen den überlaufenden Kuang-Si-Wasserfall und fahren stattdessen zum Nham Dong Park. Da außer den Unterkünften auch TukTuks und Taxis in der Stadt teuer sind, mieten wir uns einen Roller, um zum Park zu kommen. Jasmins erste Roller-Mitfahrt wird unmittelbar zu einem Offroad Abenteuer. Etwa Zwei Drittel des Fahrtweges führt über einen Erd- und Schotterweg. Eine staubige, schaukelnde Angelegenheit um das 40 Hektar große Areal, welches eine interessante Mischung aus Park und Wald ist, zu erreichen.

Der Eintritt ist günstig. Für einen Aufpreis kann eine Kochschule besucht, Traumfänger gebastelt, Zipline gefahren werden und einiges mehr. Wir wollen zunächst erst einmal das Gelände erkunden. Wir spazieren durch einen wunderschönen Garten, vorbei an einem idyllischen Restaurant, bis irgendwann hinter einem kleinen Wasserfall der laotische Dschungel die Oberhand gewinnt. Die Stille des Parks und die frische Brise laden förmlich zum Verweilen ein. Die Landschaft ist herrlich, so dass wir umherziehen, bis der Hunger kommt. Mit einem Buch bewaffnet entspannen wir im Restaurant, snacken dabei selbst angebaute Süßkartoffel-Pommes und hausgemachte Limonade. So lässt es sich leben.

Nur Dominik wird nach einer Weile etwas unruhig. Der Rollertrip über die Buckelpiste war offensichtlich noch nicht aufregend genug. Stand er schon in Sri Lanka vor einer Zipline und hat sich geschworen das irgendwann auszuprobieren, ist jetzt die Gelegenheit. Der Parcours bietet sechs unterschiedlich lange Teilstücke, die teilweise durch die Baumgipfel und teilweise frei, mit großartiger Aussicht führen. Begleitet wird jede Gruppe von zwei Guides. Einer startet, der andere fährt hinterher. Letzterer spricht hervorragendes Englisch und erzählt, dass er aus einem der Dörfer unweit des Parkes stammt. Aus der Englischstunde bei den Reading Elephants wissen wir, dass gerade auf den Dörfern die Schulbildung nicht so stark verfolgt wird. Der Guide hat es sich selbst mit YouTube-Videos beigebracht. Wir wollen den Roller noch ein wenig nutzen. Jasmins Vorliebe für Eis führt uns eine knappe Stunde durch die Umgebung Luang Prabangs zu einer Büffelfarm – hier gibt es Büffeleis. Was für ein Highlight. Nach Monaten das erste Milcheis!

Nicht einmal 70.000 Einwohner hat Luang Prabang, daher begegnen uns häufig Sticker-H#@%& auf den Straßen. Nie allesamt, daher wollen wir heute Abend gemeinsam zu Abendessen. Ein Hot Pott Restaurant bei der Bambus Brücke, eine Art asiatisches Fondue. Ein perfektes, geselliges Essen für die Gruppe und ein lustiger Abend, da jeder auch schon seine ersten Luang Prabang Geschichten zu berichten weiß. So wird abgeraten an den Kuang-Si-Wasserfällen zu speisen, wenn noch weitere Aktivitäten an dem Tag geplant sind oder Reis von alten Damen beim „Bettellauf der Mönche“ anzunehmen, da man dort überraschend zur Kasse gebeten und bei nicht zahlen sogar angespuckt und beschimpft wird.

Beim Abendessen verabreden Dominik, Danja, Nathan und Pedro eine Wanderung für den nächsten Tag. Wirkliche schöne Ein-Tages-Rund-Wanderungen können wir nicht finden und so beschließen wir einfach mit dem TukTuk zum Tad Sae-Wasserfall zu fahren und von dort aus einem Weg Richtung Stadt zu folgen.

Die TukTuk-Fahrt dauert 30 Minuten, anschließend überqueren wir den Nam Khang in einem kleinen Boot, um die Wasserfälle zu erreichen. Durch die momentane Trockenzeit sind diese leider ohne Wasser. Die kunstvoll abgeschliffenen Flusssteine wirken trotzdem beeindruckend, die Runde um den Wasserfall lässt sich ebenso gut Wandern.

Mit dem Ende der Runde, betreten wir unseren eigentlichen Wanderweg. Die folgenden acht Kilometer führen durch dichte Wälder, über staubige Straßen, vorbei an großartigen Bergpanoramen und einheimischen Bauernhütten. Die Hütten sind klein und spartanisch, jede besitzt ein Stall mit Schweinen, Kühnen, Hühner usw. Wir sind zu einer guten Wurf-Zeit unterwegs, wir sehen einige Hundewelpen und Ferkel. Eine schöne, lockere Wandertour ohne echtes Highlight.

Irgendwann führt der Weg in eine Sackgasse. Wir erreichen erneut den Nam Kang. Wo der Weg endet unterhalten sich gerade ein Mönch und ein Fischer. Letzterer deutet unsere fragenden Gesichter richtig, wir wollen über den Fluss und sind hochgradig an einer Mitfahrgelegenheit interessiert. Er lacht, setzt uns in sein Boot, schmeißt den Moter an und bringt uns auf die gegenüberliegende Seite. Wir stecken ihm als Dankeschön ein paar Kip zu und folgen dem Weg wenige Meter. Bis es plötzlich knackt im Unterholz. Vor uns stehen tatsächlich Elefanten. Das Herz schlägt sofort höher, uns sind die Dickhäuter nicht geheuer, MapsMe führt uns gnadenlos an den Tieren vorbei. Erst auf den zweiten Blick entdecken wir, dass die Tiere in Ketten liegen. Na super, wir stehen in Mitten eines Elefantencamps. Wenige Meter später entdecken wir eine Dame. Schnell erklären wir, dass wir nur abgesetzt wurden und verschwinden, bevor sie auf die Idee kommt Eintritt zu verlangen. Derartige Organisationen wollen wir keineswegs unterstützen.

Von dort aus gelangen wir in ein kleines Dörfchen. Es ist bereits Mittagszeit, wir gönnen uns eine Nudelsuppe. Die Besitzer sind freundlich, organisieren uns sogar ein TukTuk. Nur dass wir kein Hotel als Zielort angeben, da wir noch einen Kaffee auf dem Nachtmarkt trinken wollen, lässt sie offensichtlich stutzig werden. Wanderer scheinen hierzulande keine geläufigen Gäste zu sein. Dem TukTuk Fahrer müssen wir erst Geld zeigen, um mit ihm mitfahren zu dürfen. Zurück in Luang Prabang stärken wir uns ein letztes Mal gemeinsam mit einem kühlen Getränk, bevor sich unsere Wege (vorläufig) endgültig trennen.

Wir genießen noch einen Tag unser sauberes Hotelzimmer und die kleine Terrasse, bevor wir uns Richtung Grenze Laos aufmachen. Eigentlich wollten wir schon früher abreisen, das chinesische Neujahr hat aber auch die vietnamesische Einwanderungsbehörde lahmgelegt. Relativ problemlos hätten wir hier gut und gerne noch weitere Tage verbringen können. Die schlechten Luftverhältnisse in der Stadt lindern den Abschiedsschmerz jedoch ungemein. Es brennt mittlerweile richtig in der Lunge, selbst der dafür erworbene Mundschutz hilft nicht. Trotzdem steigen wir an unserem letzten Tag die 300 Stufen zum Phousi Hill hinauf, besichtigen die kleine, hübsche Tempelanlagen und genießen die Aussicht.

Nachmittags folgen wir der Empfehlung unserer Reisetruppe uns besuchen die Bar Utopia. Dort sind wir mit Solveig, unserer Chiang Mai Bekanntschaft zum Kaffee verabredet. Eine relaxte Bar, mit Blick auf den Nam Kang. Wir verweilen Stunden hier, essen das erste Mal seit Monaten Pizza und Burger. Ein perfekter Abschluss für die schönen Tage in der vielleicht schönsten Stadt Südostasiens.